Artefakte der zukunftsfähigen Stadt
Mit der Online-Veranstaltung WOHN-VISIONEN zum Thema „Artefakte der zukunftsfähigen Stadt" lud das Projekt IMPACT RheinMain am 23. März 2021 Interessierte dazu ein, ihre städtische Umgebung „neu“ wahrzunehmen und über einen Fotoaufruf ihre Betrachtungen einer zukunftsfähigen Stadt miteinander zu teilen. Über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarteten gespannt die Ergebnisse.
Eröffnet wurde der Abend von Theo Steiner, Professor für Designtheorie und Soziologe an der Hochschule RheinMain, mit dem Impulsvortrag „Ästhetische Sozialforschung – Street Photography als Seismograf sozialen Wandels“. Steiner zeigte unter anderem die historische Entwicklung von Fotografie und deren Bedeutung für die Dokumentation sozialer Verhältnisse im Entstehungszeitraum auf. Heute seien durch die Digitalisierung und technischen Möglichkeiten Bilder ubiquitär geworden und stünden somit häufig unter dem Druck, „instagrammable“ zu sein, was er am Beispiel des Post-Internet-Fotokünstlers Andy Kassier verdeutlichte, der diese Entwicklung provokativ in seinen Bildern inszeniert. Social Media hätte die Street Photography zu einem „Boom-Genre“ gemacht, das dem Streben nach mehr Sichtbarkeit unterworfen sei.
Er stellte die Bedeutung des pictoral turn in den Kulturwissenschaften im Rahmen der „visual culture / visual studies“ heraus, wo über die Analyse von Bildern das „Leben der einfachen Menschen“ stärker in den Blick genommen wurde. Für Steiner steht außer Frage, dass Bilder der Street Photography eine dichte Beschreibung ihrer Zeit liefern können. Er schlug damit die Brücke zum Thema des Abends mit den Worten des Soziologen Hartmut Rosa: „Die Menschen sind auf der Suche nach Resonanz und nach nicht entfremdeten Orten.
Im zweiten Teil des Abends wurden ausgewählte Fotoeinsendungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezeigt und von Professor Dr. Andreas Thiesen, Stadtforscher und Co-Leitung des Clusters „Transformative Sozialraumentwicklung" an der Hochschule RheinMain sowie dem Sozialwissenschaftler Peter Engert assoziativ interpretiert und hinsichtlich des Aspekts einer zukunftsfähigen Stadt besprochen. Nach diesem experimentell angelegten Dialog stellten die Bildgeberinnen und Bildgeber Ihre eigenen Betrachtungen und Intentionen persönlich vor.
Die eingesandten Bildmotive griffen insbesondere die Themen Klima(-resilienz), Mobilität und Fragen unserer sozialen Alltagsgestaltung auf. Die sozialwissenschaftlichen Interpretationen folgten neben diesen Themen auch den Fragen von (Raum-)Aneignungen, Inklusion und Exklusion sowie der Betrachtung von überholten Kulturmodellen, wie etwa der autogerechten Stadt.