Smart Mobility

MOBILITÄT IM WANDEL #18

© IMPACT RheinMain

© IMPACT RheinMain

Dienstwagen 4.0: Mit Mobilitätsbudgets zur Verkehrswende?

Bis heute ist vielerorts der persönliche Dienstwagen ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Das Mobilitätsbudget stellt jedoch eine Alternative dar mit dem Unternehmen nachhaltige Mobilität zu manifestieren und CO2-Emissionen zu vermindern. Es ermöglicht es Mitarbeitenden im Rahmen eines festgelegten Kontingents an Kilometern, CO2-Ausstoß oder finanziellem Budgets Arbeits- und private Wege mit Hilfe eines flexibleren, erweiterten Mobilitätsangebots zurückzulegen. Das Mobilitätsangebot reicht von öffentlichem Verkehr bis hin zu Sharing-Angeboten. Doch wie groß ist das Potential für das Mobilitätsbudget als Steuerungsinstrument und wo liegen dessen Grenzen? Die Vortags- und Diskussionsreihe „Mobilität im Wandel“ von IMPACT RheinMain ist am Mittwoch, den 16.11.2022, unter der Überschrift „Dienstwagen 4.0: Mit Mobilitätsbudgets zur Verkehrswende?“ diesem Thema nachgegangen.

Zunächst begrüßte Herr Prof. Dr.-Ing. André Bruns, Professor für Mobilitätsmanagement und Verkehrswesen an der Hochschule RheinMain, die fast 60 interessierten Teilnehmer:innen der Online-Veranstaltung sowie die vier Referenten Prof. Dr. Tobias Heußler (Hochschule RheinMain), Romeo Suleiman (driversity), Hannes Davieds (R+V Versicherungen) und Matthias Bartsch (Bonvoyo).

 

Mobilitätsbudgets – vom Konzept zum Paradigmenwechsel im betrieblichen Mobilitätsmanagement

Den Auftakt machte Herr Prof. Dr. Tobias Heußler von der Hochschule RheinMain. Er wies zu Beginn auf die aktuelle Entwicklung des Model-Splits im Personenverkehr hin und erläuterte die Möglichkeiten und die Wirkungsweise eines Mobilitätsbudgets für Unternehmen und Mitarbeitende.

Die Entwicklungen des Modal-Splits im Personenverkehr zeigen in den Jahren 2013 bis 2025 eine deutliche Dominanz des motorisierten Individualverkehrs (MIV) gegenüber anderen Mobilitätsformen. Während den Coronajahren 2020 und 2021 stieg der Anteil des MIV weiter an. Dieser ging jedoch 2022 auf das Vorcoronaniveau zurück. Diese Schwankungen zeigen, dass eine schnelle Veränderung am Markt möglich ist. Diese Zahlen zeigen aber auch, dass der MIV der Schlüsselsektor für die Einhaltung der Klimaziele ist. Hier müssen Lösungen innerhalb des MIV gefunden werden, aber auch die Vernetzung zu anderen Verkehrsmitteln hergestellt werden. Einen großen Anteil an der Mobilität in Deutschland hat mit ca. 35 % die Pendler*innenmobilität, wovon wiederum ca. 68 auf PKW-Pendler*innen zurückzuführen ist.

Durch ein Mobilitätsbudget können Unternehmen Einfluss auf die Mobilität der Mitarbeiter:innen nehmen. Es ist zweckgebunden für Mobilitätsleistungen und kann von den Mitarbeitenden individuell abgerufen werden. Diese Anpassbarkeit steigert außerdem die Mitarbeiterzufriedenheit. Es gibt zwei unterschiedliche Intentionen bei Unternehmen zur Einführung eines Mobilitätsbudgets. Einerseits kann die Dienstwagenflotte CO2-effizienter aufgestellt werden. Andererseits wird durch die bedarfsorientierte Aufstellung der Privaten und beruflichen Mobilität der Mitarbeiter:innen die Arbeitgeberattraktivität gesteigert. Ein wichtiger Punkt bei der CO2 Einsparung stellt dabei das Downsizing von Dienstwägen da. Bei einem vollkommenen Verzicht auf einen Dienstwagen wird so ein sehr großes Budget für andere Mobilitätsformen frei.

Wichtige Fragen, die im Rahmen der Einführung eines Mobilitätsbudgets geklärt werden müssen, zielen auf die Verfügbarkeit von Mobilitätsangeboten, die zu wählende Budgethöhe sowie die Möglichkeit zur Übertragung auf Familie und Freunde ab.

 

Paneldiskussion – Sichtweisen von Anbietern und Unternehmen

Der zweite Teil der Veranstaltung war eine Paneldiskussion zwischen Herrn Romeo Suleiman von driversity, Herrn Hannes Davieds von R+V Versicherungen und Herrn Matthias Bartsch von Bonvoyo. Herr Suleiman von der Netzwerkinitiative driversity sieht den Menschen als Ganzes umso den Mitarbeitenden zu nachhaltiger Mobilität zu führen. Driversity diskutiert deshalb mit den Teilnehmenden gemeinsam Ansätze und Lösungen das Mobilitätsbudget so zu gestalten, dass es auf die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann. Hierbei steht auch die Möglichkeit von Tests um niederschwellige Mobilität zu schaffen im Vordergrund. Ein wichtiger Ansatz hierbei ist die Information der Mitarbeiter:innen und Unternehmen über die vorhandenen Angebote.

Als nächste stellte Herr Bartsch von der DB Connect die Einsatzmöglichkeiten des Produktangebots von Bonvoyo vor. Die Hauptanliegen der Kund:innen von Bonvoyo sind dabei das Employerbranding, die Stärkung der Nachhaltigkeit und die Kostenreduzierung eines Unternehmens. Dabei können verschiedene Strategien verfolgt werden. Zum einen können Mitarbeitende auf ihren Dienstwagen zugunsten einer Bahncard 100 verzichten oder sie nutzen im Rahmen eines Mobilitätsbudgets einem Sachbezugsfreibetrag. Zum anderen kann eine Erweiterung zum vorhanden Jobticket vereinbart werden, sodass das Ticket auch außerhalb der Pendlerzeiten und -wege nutzbar ist. Eine weitere Möglichkeit stellt das Wahlmodell im Rahmen einer Verknüpfung von Arbeitszeit, Gehalt und der Mobilitätspolitik da.

Im Anschluss stellte Herr Hannes Davieds von der R+V Versicherung das aktuelle Vorgehen des Unternehmens mit dem Mobilitätsbudget vor. Die Versicherung hat sich zum Ziel gesetzt die PKW-Flotte bis 2024 CO2-neutral zu gestalten. Um dies zu erreichen setzt das Unternehmen einerseits auf die Analyse des Pendelverhaltens der Mitarbeiter:innen und andererseits auf eine starke Kommunikations- und Informationskultur im Rahmen nachhaltiger Mobilität.

Abschließend hielt Herr Prof. Bruns, dass Mobilitätsbudget nicht das Mobilitätsmanagement ersetzt, sondern ein Teil dessen ist. Darüber hinaus sollten Mobilitätsbudgets Anreize für nachhaltiges Mobilitätsverhalten setzen.