Mobilität im Wandel: Siedlungsentwicklung und Verkehr
Am Mittwochabend, 22. Januar 2020, lud die Fachgruppe Mobilitätsmanagement der Hochschule RheinMain zusammen mit der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) als Mitveranstalterin unter dem Dach des Transferprojekts IMPACT RheinMain zum dritten Vortrags- und Diskussionsabend „Mobilität im Wandel“ dieses Semesters.
Zum Thema „Verkehr entsteht, wenn etwas verkehrt steht“ begrüßten Prof. Dr. Volker Blees (Hochschule RheinMain) und Andrej Müller (Regionalsprecher SRL) die über 80 interessierten Besucherinnen und Besucher und stellten einleitend die Frage nach dem Zusammenspiel von Siedlungsplanung und Verkehrsentwicklung.
Raumentwicklung und Verkehrsplanung in der Schweiz
Zunächst gab Dr. Martin Tschopp vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) Einblicke in die historische Mobilitätsentwicklung in der Schweiz. Dr. Tschopp machte deutlich, dass es starke Wechselwirkungen zwischen Verkehrs- und Raumentwicklungen gibt, die aufeinander abzustimmen sind. So ermöglicht Verkehrsinfrastruktur räumliche Entwicklungen, gleichzeitig wirken Siedlungsentwicklungen auch umgekehrt auf das zu planende Verkehrsangebot. Mit dem konsequenten Ausbau des Öffentlichen Schienenverkehrs stiegen so über die Zeit die zurückgelegten Kilometer und damit auch die (mögliche) Distanz zwischen Wohn- und Arbeitsort. Um für die Zukunft tragfähige Entscheidungen treffen zu können, werden Daten zum aktuellen Verkehrsverhalten vom Bundesamt für Raumentwicklung ermittelt und anhand von Szenarien unterschiedliche Entwicklungen von 2010 bis 2040 skizziert und miteinander verglichen. In seinem Fazit betont Dr. Tschopp, dass die Planung der ARE insgesamt durchlässiger und die kooperative Planung gestärkt werden muss. Auf die Frage, wie die Szenarien auf der kommunalen Ebene berücksichtigt würden, musste Dr. Tschopp einräumen, dass die Bundesplanung hier nur indirekt wirken kann.
Südhessen als „Schwarmregion“
Im zweiten Teil des Abends stellte Camillo Huber-Braun, Leiter des Stadtplanungsamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden einige Beispiele aktueller Quartiersentwicklung in Wiesbaden und deren Implikationen auf den zukünftigen Verkehr vor. Die Region Südhessen gilt als Schwarmregion, deren Bevölkerung bis 2030 um sieben Prozent ansteigt. Für Huber-Braun steht also fest: Die Region wächst. Aber das Wie wird entscheidend sein. Welche Weichen müssen gestellt werden, um den Bürgerinnen und Bürger eine hohe Lebensqualität zu sichern und Wiesbaden weiterhin als Standort attraktiv zu halten? Hier versprächen die CityBahn und die sogenannte Wallauer Spange Entlastung für den Verkehr und eine bessere Vernetzung der Region. Fahrgastkapazität und Komfort sind Pluspunkte der CityBahn. Zusätzlich könnte die Ländchesbahn die Vororte besser an die Kernstadt anbinden.
Ausgangspunkt für die von Huber-Braun vorgestellten Planungen ist u.a. der Verkehrsentwicklungsplan sowie das 2018 vorgelegte Strategiepapier 2030+ für eine langfristige Entwicklung Wiesbadens. Soziale Stadtentwicklung und Mobilität sind nur zwei von insgesamt zehn Qualitätsbausteinen, die im neuen Stadtteil Ostfeld für 8.000 – 12.000 Bewohnerinnen und Bewohnern von Beginn an mitgedacht werden sollen. Räume für Begegnung sollen geschaffen, Alternativen zum Autoverkehr gefördert und eine gute Anbindung an den leistungsstarken ÖPNV von Anfang an sichergestellt werden, um nachhaltige Mobilitätsgewohnheiten zu unterstützen.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit für Fragen und Diskussion. In dieser wurde deutlich, dass in der Schweiz ein stärkerer ein Konsens besteht, den ÖV zu stärken. Dies sei in Deutschland nicht in gleichem Maße der Fall.
Die Vortrags- und Diskussionsreihe „Mobilität im Wandel“ wird am 29. April fortgesetzt. Das Thema dann: „Die Bahn – mehr Zug für die Region“.