Studentinnen entwickeln Konzept für wabenförmige Modulbauweise
Im Bauwesen entsteht durch Klimawandel und Ressourcenverknappung ein immer größeres Bedürfnis nach ökologischen, auf nachwachsenden Rohstoffen basierenden Baustoffen sowie nach einer Minimierung von Wohnfläche und Ressourcen. Zwei Architektur-Studentinnen der Hochschule RheinMain, Liridona Hyseni und Hanna Bergmann, haben im vergangenen Wintersemester bei Prof. Dipl.-Ing. Andreas Fuchs ein Konzept für eine wabenförmige Modulbauweise entwickelt, die genau diese Probleme adressiert.
Experimenteller Minimalbau
Leitgedanke der beiden Studentinnen war, ein Konzept für ein minimales, flexibles und nachhaltiges Wohnen für Studenten auf dem Campus am Kurt-Schumacher-Ring zu entwickeln. Dabei waren solche Aspekte wie Herkunft, Herstellungsaufwand, Logistik und zukünftige Verwertungswege der Materialien ein entscheidendes Kriterium im Entwurfsprozess. Beim Baumaterial entschieden sich die beiden Studentinnen für Pappe, da diese mit Blick auf Belastbarkeit, Flexibilität, Gewicht sowie die Recyclingfähigkeit viele positive Eigenschaften mit sich bringt. Vor allem die Recyclingfähigkeit und die damit verbundene Nachhaltigkeit war den beiden wichtig.
Pappe als Baumetarial
Im Bausektor werden teilweise Produkte auf Papierbasis oder im Verbund mit Papier eingesetzt. Papierwerkstoffe bestehen bis zu 100 Prozent aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und können mehrfach wiederverwendet werden. Durch ihre Struktur sind sie ideale Leichtbaumaterialien und bieten in Bezug auf das Eigengewicht hohe Festigkeitseigenschaften. Aufgrund ihrer kostengünstigen Fertigungstechniken haben sie sich bereits in vielen Bereichen der Industrie bewährt, zum Beispiel als Verpackungs- und Transportmaterial. Das eingesetzte Material kann komplett wiederverwertet werden, da bei der Produktion von Wellpappe immer alte Pappe mit Holzfrischfasern kombiniert wird. Die Eigenschaften der Platten können bei deren Herstellung durch verschiedene Maßnahmen an die gewünschten Ansprüche angepasst und modifiziert werden.
Effiziente Flächennutzung
Der Modulbau hat sich durch technische Weiterentwicklung und neue Gestaltungskonzepte als echte Alternative zur konventionellen Bauweise entwickelt. Das modulare Bauen durch Einzelsegmente im “klassischen Modulbau“ erhöht zudem die Flexibilität und Individualität. Um die Ziele der Platzeffizienz und der Ressourceneffizienz zu verfolgen, haben die beiden Studentinnen sich Vorbilder in der Natur gesucht. Wespennester oder Bienenstöcke sind nicht grundlos wabenförmig, denn ein gleichseitiges Sechseck hat circa 16 Prozent mehr Flächeninhalt als ein Quadrat mit dem gleichen Umfang, es nähert sich also der Idealform des Kreises an, kann aber trotzdem lückenlos gestapelt werden. Dies führt zu einem optimalen Verhältnis von Wandmaterial zu Volumen und erreicht eine enorme Stabilität bei wenig Materialverbrauch.
Flexibler Modulbau
Die Modularität für den Experimentalbau ergibt sich aus der flexiblen Kombinierbarkeit der einzelnen “Waben“, von denen jeweils sechs Bauteile sich zu einem Modul fügen. Durch das Aneinanderreihen der unterschiedlichen Module sind verschiedene Grundrissvariationen möglich. Da die Raumkapseln für studentisches Wohnen und Arbeiten genutzt werden sollen, gibt es die Möglichkeit, sowohl Wohnräume als auch Gruppenarbeitsräume zu bilden. Ein inklusives Wohnmodul wäre durch eine abgewandelte Variante als barrierefreie Variante denkbar.
Das Tiny House als Form des smarten Wohnens beschäftigt die Hochschule RheinMain schon seit mehreren Semestern. Weitere Informationen zum Thema finden Sie in der aktuellen Meldung zur Veranstaltung “WOHN-VISIONEN: Tiny Houses“. Die einzelnen Vorträge der Veranstaltung finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Hochschule. Weitere Informationen zum Projekt von Thomas Timm, Student für Interdisziplinäre Ingenieurwissenschaften an der Hochschule RheinMain in Rüsselsheim, finden Sie hier.