Ringvorlesung „Digitalisierung in der Sozialen Arbeit"
Die Ringvorlesung „Digitalisierung in der Sozialen Arbeit“ ging am 15.06.2022 in die dritte Runde. Initiatorin Dr. Marion Kamphans, Vertr.-Professorin für „Bildung und Diversity in der Sozialen Arbeit“ an der Hochschule RheinMain, hatte Prof. Dr. Isabel Zorn als Expertin für Digitalität und Soziale Transformation von der Technischen Hochschule Köln eingeladen.
INTIA – Inklusive Technik – Ideen im Alltag
Prof. Dr. Zorn stellte in ihrem Vortrag „Technologische Lösungen selbst erfinden – INTIA: Inklusive Entwicklung von Methoden und Technologien für Hilfen zur Alltagsbewältigung in der Behinderten- und Erziehungshilfe“ die Ergebnisse Ihres BMBF-Projektes INTIA vor. Dieses Projekt befasst sich seit Mai 2019 mit der Fragestellung, wie junge (vulnerable) Menschen mit und durch Fachkräfte der Sozialen Arbeit in die Entwicklung alltagserleichternder Technologieanwendungen einbezogen werden könnten. Welche Anforderungen, aber auch Herausforderungen ergeben sich für die Gestaltung von partizipativen, interaktiven und inklusiven Technikentwicklungsprozessen, wenn die späteren Nutzer:innen von digitalen Tools von Beginn an in den Prozess der Entwicklung einbezogen werden?
Hierbei sei es hilfreich gewesen, geeignete Wissenschaft-Praxis-Partner in das interdisziplinäre Team zu holen, wobei Prof. Zorn besonders das Institut für Inklusive Bildung und die Perspektive des Bereichs Servicedesign hervorhob. Als Ergebnis dieser erfolgreichen Zusammenarbeit ist u. a. eine Methodenplattform für Fachkräfte der Sozialen Arbeit entstanden, mithilfe derer die "partizipativ inklusive Technikentwicklung" mit jungen Menschen erleichtert und unterstützt werden soll. Auch Smart-Home-Technologien oder Internet of Things könnten hier nützlich sein, würden aber im Berufsalltag der Fachkräfte häufig noch nicht mitgedacht.
„Wie würde Harry Potter denken, um das Problem zu lösen?“
Besonders an dem Ansatz ist, dass nicht der Hilfebedarf und damit einhergehende negative Zuschreibungen fokussiert werden, sondern die kreative Leistung der Nutzer:innen selbst, die es braucht, um im Alltag bestehende Probleme zu identifizieren und selbst innovative Lösungsansätze zu „erfinden“. Die Herangehensweise, über Methoden zur Technikentwicklung mit den Klient:innen zu arbeiten, gehe gleichzeitig konform mit den Aufgaben der Sozialen Arbeit. Allerdings seien Fachkräfte und Klient:innen damit konfrontiert, dass die stationären Einrichtungen häufig keine gute technische Ausstattung haben. „Auch der (Forschungs-)Datenschutz ist ein relevantes Problem, für das noch keine Lösungen gefunden wurden“, so Zorn. Dennoch bleibe sie optimistisch, dass neben den bereits genutzten assistiven Technologien in der Sozialen Arbeit – wie Sprachassistenten zum Schreiben – zeitnah weitere hinzukommen werden.