Wohn-Visionen im Stadtmuseum
Die zweite Veranstaltung der Reihe "Wohn-Visionen" von IMPACT RheinMain gemeinsam mit dem Fachbereich Sozialwesen fokussierte auf gemeinschaftliches Wohnen und innovative Konzepte für mehr Lebensqualität im Zuhause und im Quartier.
Traditionelle Wohnbiographien werden immer seltener. Der Kampf zwischen Mobilität, Stadtklima, Luxuslofts und Wohnraum für alle ist auf knappen urbanen Flächen in vollem Gang. Diese Veranstaltung fand im Stadtmuseum Wiesbaden (sam) statt, wo neben dem Blick in die Zukunft auch auf das Wohnen von Gestern zu Zeiten des Jugendstils geschaut werden konnte.
Prof. Dr. Michael May, Hochschule RheinMain, gab als Moderator der Veranstaltung einen einleitenden Blick auf die Entwicklungen zum gemeinschaftlichen Wohnen in Hessen seit den 80er Jahren. Grundstücksspekulation, Wohnungsnot, Explosion von Miet-, Immobilien- und Grundstückspreisen und Verdrängung sozial schwächerer Bevölkerungsteile aus Innenstädten (Gentrifizierung) sind akute Folgen eines Booms der Immobilienwirtschaft. Frau Birgit Kasper, hauptamtliche Leitung der Koordinationsstelle des Netzwerk Frankfurt gemeinschaftliches Wohnen e.V., berichtete von den aktuellen Entwicklungen in Frankfurt, der Unterstützung der Aktivitäten von Wohninitiativen und wie an der strategischen Weiterentwicklung lokal gearbeitet wird. Gemeinschaftliche Wohnprojekte sind vielfach in Genossenschaften oder Mietshäuser-Syndikaten organisiert. Die realisierten Projekte zeigen, dass sie nicht nur eine Bereicherung für die Schaffung von Wohnraum sind, sondern auch die soziale Gemeinschaft stärken.
Hans Vollmar (Stadtplaner/Architekt) ist auf die Ausgangslage in Wiesbaden eingegangen: Die Grundstückspreise sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und das Angebot an günstigem Wohnraum ist zu gering. Seit 2002 gibt es die Aktivitäten des "runden Tisches" sowie einige Interessentengruppen für gemeinschaftliche Wohnprojekte. Es hat eine Umorientierung in Wiesbaden stattgefunden und die Grundstücksvergabe per Konzeptvergabe startet in naher Zukunft in Wiesbaden. Er schloss seinen Vortrag mit dem historischen Zitat "Baut…Genossen, baut…!"
Almut Skriver (Haus der Architektur Köln, VÖ Gemeinschaftliches Wohnen) zeigte an Beispielen aus Köln, wie Konzeptverfahren umgesetzt wurden und wie viele Aktivitäten das Leben in den jeweiligen Stadtteilen bunter, gemeinschaftlicher und lebendiger gestalten. Prof. Dr. Ilker Atac, Hochschule RheinMain, konnte eigene Perspektiven als Bewohner eines gemeinschaftlichen Wohnprojektes in Wien einbringen. Er illustrierte die bauliche Umsetzung eines Projektes in Wien, die Rolle des "öffentlichen Raums" und das Leben miteinander, wozu Soziokratie als Organisationsform gehört.
Nach den Input-Vorträgen diskutierten die ca. 60 Teilnehmenden engagiert an drei Tischen weiter: "Wie können sich Interessierte besser vernetzten und dem Thema politisch mehr Geltung verschaffen?" Hier wurden erstens unabhängige Netzwerke empfohlen, zweitens Schlüsselpersonen und ein gutes Konzept für Öffentlichkeitsarbeit und drittens zukünftig vielleicht auch ein Austausch auf regionaler Ebene oder Landesebene. "Lebensqualität im Quartier – was bedeutet das für mich?" Der Raum und die Gelegenheit für Begegnung wurde besonders betont, aber auch die Belebung der Erdgeschosse sowie das Aufbrechen von Homogenität. "Wie kann ein Wohnprojekt in den Stadtteil wirken?" Das Teilen über das eigene Projekt hinaus wird hier als zentral angesehen, ähnlich wie für die Lebensqualität im Quartier. Ein Wohnprojekt kann aber auch eine Vorbildfunktion für Mobilität übernehmen.
Die nächste Veranstaltung Wohn-Visionen trägt den Titel "Gesunde Stadt":
Termin: 28. Januar 2020, 19:00 Uhr
Ort: Hochschule RheinMain, Campus Kurt-Schumacher-Ring, Kurt-Schumacher-Ring 18, 65197 Wiesbaden